Die barocke Orgel des Überlinger Orgelbauers Johann Baptist Lang in der Inzigkofer Klosterkirche aus dem Jahr 1781 zählt zu den herausragenden historischen Orgeln des Landkreises Sigmaringen. Sie ist eine der ältesten Orgeln des Landkreises. Darüber hinaus zeichnet sie sich dadurch aus, dass ein großer Teil des Pfeifenbestandes original erhalten ist. Durch die Inzigkofer Orgel wird erlebbar, wie vor über 200 Jahren oberschwäbische klösterliche Orgelmusik geklungen hat.
Im norddeutschen Barock ist es Aufgabe der Orgel, die Genialität des Komponisten hörbar zu machen. Ganz anders im süddeutschen Barock: Hier obliegt es dem Komponisten, die Genialität des Orgelbaus musikalisch zu entfalten. Tatsächlich werden die Potenziale der Inzigkofer Orgel für den erlebbar, der auf ihr süddeutsche, oberschwäbische klösterliche Literatur spielt. Sinnenfroh, tänzerisch und fröhlich klingt die Orgel dann – und man kann erahnen, welche Freude bereits vor über 240 Jahren die Inzigkofer Ordensschwestern an „ihrem“ Instrument hatten!
Ein zentrales Kennzeichen der Geschichte des Inzigkofer Konvents war die zeitweise überaus intensiv gepflegte Musikkultur. Noch heute erinnert die Orgel von Johann Baptist Lang aus dem Jahre 1780 an diese Musikkultur. Langs Orgel war aber nicht die erste, die zur Innenausstattung der Inzigkofer Klosterkirche gehörte. Bereits vor mehr als 400 Jahren, im Jahr 1590 wurde den Konventsschwestern ein „Regal und kleine Orgel mit allem Zugehör“ von Georg Fugger von Kirchberg geschenkt.
Ihren Höhepunkt erlebte die musikalische Praxis im Kloster in der Zeit des Barock. In dieser Zeit entwickelte sich eine Art „Hochleistungsfrömmigkeit“, zur der auch die musikalische Umrahmung des Chordienstes durch Orchester, Gesang und Orgel zählte. 1737 veranlassten die Ordensschwestern den Bau einer neuen Orgel, der vom Hayinger Orgelbauer Ägidius Schnitzer ausgeführt wurde. Anlässlich des Kirchenausbaus im Jahre 1780 durch Christian Großbayer erhält die Klosterkirche dann jene Orgel, die bis heute die Nonnenempore im Westen abschließt. Sie ist das Werk von Johann Baptist Lang, Nachfolger des berühmten Überlinger Orgelbauers Johann Georg Aichgasser. Wie bereits 1737 wird die alte Orgel ausgebaut und dem Patronatsort Krauchenwies überlassen.
Bereits 1794 vermeldet die Klosterchronik dann eine „große Feule in der Orgel“. Grund dafür war, dass die beiden Pfeifengehäuse direkt an der Westwand des Nonnenchors standen. Bei der Erweiterung des Nonnenchores Richtung Westen war aber der Boden an dieser Außenwand nicht genügend abgegraben worden.
Trotz der äußerst schwierigen Umstände direkt nach dem Zweiten Weltkrieg schaffte es die Inzigkofer Kirchengemeinde, Langs Orgel wieder zum Klingen zu bringen. Die mit der Überholung beauftragte Ennetacher Orgelbaufirma Späth ersetzte die stark vom Holzwurm befallenen Holzpfeifen. Mangels Rohzinn wurden die schadhaften Prospektpfeifen durch Zinkpfeifen ersetzt. Erstmals erhielt die Orgel ein elektrisches Gebläse, das anstrengende Treten des Blasebalgs entfiel. Die Orgelbauer wurden größtenteils mit Naturalien (Weizen, Gerste, Kartoffeln) entlohnt, sie erhielten darüber hinaus freie Kost und Logis. Am dritten Adventssonntag 1946 wurde die überholte Orgel in einer kirchenmusikalischen Feierstunde eingeweiht.
30 Jahre später konnte die nur notdürftig überholte Orgel nicht mehr gespielt werden. An ihre Stellte trat ein elektronisches Instrument, das im vorderen Teil der Nonnenempore platziert wurde. Der Inzigkofer Pfarrgemeinderat erreichte schließlich die möglichst originalgetreue Restaurierung der Orgel durch die Überlinger Orgelbaufirma Mönch und Prachtel. Vorausgegangen waren durchaus kontroverse Diskussionen: Angesichts der Liturgiereform der katholischen Kirche schien eine vom Gottesdienstgeschehen weit entfernte Orgel nicht mehr zeitgemäß. Die Versetzung der gesamten Orgel in den vorderen Bereich der Nonnenempore bzw. der Neubau einer kleineren Pfeifenorgel ebenfalls im vorderen Emporenbereich schienen eine interessante Alternative. Das Landesdenkmalamt gab schließlich den entscheidenden Anstoß für eine denkmalgerechte und damit originalgetreue Restaurierung. 1981, wiederum am dritten Adventssonntag, wurde die restaurierte Orgel feierlich eingeweiht. Die Gesamtkosten von 160.000 DM konnten durch einen überaus aktiven Pfarrgemeinderat, die großzügige Unterstützung durch das erzbischöfliche Ordinariat und das Landesdenkmalamt geschultert werden. Noch vor Beginn der Restaurierungsmaßnahmen, im Jahr 1979, hatte das Fürstenhaus die Orgel der Filialkirchengemeinde überlassen.
Leider ist die Inzigkofer Orgel inzwischen wieder restaurierungsbedürftig. Schimmel und Korrosion haben ihr schwer zugesetzt. Der Erzbischöfliche Orgelinspektor Georg Koch schätzt den Schimmelbefall als „extrem und besorgniserregend“ ein (Bericht vom 28.1.2024). Auch der Holzwurm treibt sein Unwesen im Pfeifengehäuse. Eine aufwändige Sanierung der gesamten Orgel ist unumgänglich.