Die Klosterkirche St. Johannes Baptist Inzigkofen – Baugeschichte und Kunstausstattung
Von den fünf Ausbauphasen des ehemaligen Augustinerchorfrauenstifts Inzigkofen von der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis in das ausgehende 18. Jahrhundert haben sich in der seit 1388 dem hl. Johannes Baptist geweihten Klosterkirche vor allem die beiden letzten Bauetappen von 1662 und 1780 baulich und künstlerisch niedergeschlagen. In ihrem Kernbestand präsentiert sich die Kirche bis heute als schlichter Frühbarockbau und letzter Bestandteil der Klostererweiterung durch den Vorarlberger Baumeister Michael Beer in den Jahren 1658 bis 1663. Am besten hat sich die frühbarocke Kirchengestaltung in Dekor und Ornamentik im hinteren Teil des Langhauses unterhalb der Schwesternempore erhalten. Überformt wurde das frühbarocke Gepräge des Kirchenraums durch eine von Christian Großbayer aus Haigerloch geleitete frühklassizistische Umgestaltung von 1780 und 1781, die auf Einwirken des Abtes des Augustinerchorherrenstifts Kreuzlingen und Visitators des Frauenklosters anstelle der von den Schwestern zunächst vorgesehenen barocken Ausmalung durch den Sigmaringer Künstler Meinrad von Au die Decken und Wände weiß und bilderlos ausstattete und die barocke Gestaltung auf Hoch- und Seitenaltäre, Kanzel und Beichtstühle sowie die Wangen der Kirchenbänke beschränkte.
Ihre in der Sakrallandschaft des Landkreises Sigmaringen herausragende kunstgeschichtliche Bedeutung erhält die Inzigkofer Klosterkirche durch ihre qualitätsvolle Innenausstattung mit Werken von der Gotik bis zum Frühklassizismus. Besondere Erwähnung verdient die umfangreiche skulpturale Ausstattung der Kirche, für die stellvertretend vier Werke genannt seien: eine um 1350 zu datierende hochgotische Holzplastik des Ritterheiligen Mauritius als des ursprünglichen Kirchenpatrons vor 1388, eine um 1500 vermutlich von einer Ulmer Werkstatt im Umkreis von Nikolaus Weckmann gestaltete Mondsichelmadonna mit Kind, eine aus der Bussenkirche stammende spätgotische Pieta, die 1583 von Erbtruchsessin Eleonora von Waldburg, einer geborenen Gräfin von Hohenzollern, den Inzigkofer Schwestern geschenkt wurde, und ein expressives barockes Wundenkreuz aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, das von der kunstgeschichtlichen Forschung dem Riedlinger Bildhauer Johann Joseph Christian zugeschrieben wird.
Weithin singulär und zweifellos der Höhepunkt der Kirchenausstattung ist indessen das ikonografisch wie gestalterisch herausragende Schwesternemporengitter, das 1780/81 von den Inzigkofer Schwestern selbst in einjähriger Handarbeit nach dem Entwurf der Chorfrau Maria Rosa von Ponsar aus Holzruten, Draht, Papier, Leim und Farbe anstelle eines ursprünglich vorgesehenen, aber zu kostspieligen schmiedeeisernen Gitters geschaffen wurde. Mit seinem gestalterischen Übergang vom Apfelbaum des unerlösten, sündigen, alten Menschen zum den Gekreuzigten umrankenden Weinstock des durch Christi Opfertod erlösten neuen Menschen im Mittelfeld des filigranen Gitters bringt das Werk eine Kernbotschaft des Evangeliums zu einem auch theologisch bemerkenswerten bildnerischen Ausdruck.
Durch eine mangelhafte Durchlüftung, zu hohe Luftfeuchtigkeit, Schimmel- und Holzwurmbefall weist die als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung eingestufte Klosterkirche (Denkmalschutzgesetz Baden-Württemberg § 12) insbesondere mit ihrer Holz- und Kunstausstattung gravierende Schäden auf, die eine aufwändige Restaurierung und Instandsetzung ca. 35 Jahre nach der letzten Sanierung des Innenraums erfordern.